Auf ein Wort mit Ricarda Lang - wie geht politische Verantwortung?

Shownotes

In einem offenen Gespräch mit Ricarda Lang stellen wir zentrale Fragen an das politische Selbstverständnis unserer Zeit Was heißt es eigentlich, Berufspolitikerin zu sein in einer Zeit, in der Empörung oft lauter ist als Argumente? Wie scheitert man richtig, ohne daran zu zerbrechen? Wie viel Spaß macht Opposition und wie verändert die Digitalisierung unsere Kommunikation und dadurch unsere Demokratie?

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00:00:01: Hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe von Basecamp auf die Ohren, Digitale und Politik.

00:00:06: authentisch inspirierend und mit Herz von uns für Sie.

00:00:10: Wir sprechen heute mit Riccada Lang über das Thema Wie geht politische Verantwortung und haben diese Folge live am dritten September, im Basecamp aufgenommen.

00:00:20: In einem offenen Gespräch mit Ricarda Langen stellen wir zentrale Fragen an das politische Selbstverständnis unserer Zeit.

00:00:25: Was heißt es eigentlich, Berufspolitikerin zu sein in einer Zeit, in der Empörung oft lauter ist als Argumente?

00:00:31: Wie scheitert man richtig, ohne daran zu zerbrechen?

00:00:34: Wie viel Spaß macht Opposition?

00:00:36: Und wie verändert die Digitalisierung unsere Kommunikation und dadurch unsere Demokratie?

00:00:41: Aber hören Sie selbst.

00:00:42: Mein Name ist Harald Geivitz und ich wünsche Ihnen nun viel Freude am Zuhören und beim Weiterdenken.

00:00:53: Guten Morgen und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Nachgefragt hier im Berliner Basecamp von Otto Telefonika und in dieser... halben Stunde, die wir jetzt so haben.

00:01:02: Da wollen wir immer mit interessanten und kompetenten Menschen ins Gespräch kommen.

00:01:06: Und heute sprechen wir über Verantwortung in der Politik.

00:01:10: Wie geht das?

00:01:11: Wie ändern sich die Perspektiven darauf auch?

00:01:14: Und wie passiert es auch in einer digitalen Welt?

00:01:17: Und ich freue mich sehr, dass Ricardo Lang heute morgen bei uns ist.

00:01:20: Herzlich willkommen.

00:01:21: Hallo, ich freue mich sehr, hier zu sein.

00:01:28: Wir haben gerade schon kurz drüber gesprochen.

00:01:29: Riccata Lang war in unserer Nachgefragte Reihe schon mal zu Gast, ungefähr zwei Jahre her.

00:01:34: Damals war sie Co-Vorsitzender von Bündnis Neunzig, die Grünen.

00:01:37: Das Amt übt sie nicht mehr aus, ist glaube ich auch allen bekannt hier im Raum, aber sie ist weiterhin Mitglied des Deutschen Bundestages.

00:01:42: Sie ist ein ordentliches Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales und stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss und kommt aus dem... So sagen es ja eigentlich immer Menschen aus den Wahlkreisen, dem schönsten Wahlkreis Deutschlands, Bagnan, Schwäbisch-Gründ in Baden-Württemberg.

00:01:57: Und ich füge immer hinzu, meine Hochachtung gibt ja immer allen Bundestagsabgeordneten, mit deren Stimme ja schlichtweg unser Grundgesetz.

00:02:05: wenn eine Zweidrittelmehrheit gebraucht wird.

00:02:07: Das hat nie

00:02:09: auch schneller dieses Mal als von manchen erwartet.

00:02:13: Ich freue mich heute ins Gespräch zu kommen.

00:02:15: Und natürlich haben am Ende auch Sie hier und auch die vielen Menschen, die im Livestream schon dabei sind und da auch ganz munter schon kommentieren und machen und tun, haben auch noch die Gelegenheit, die eine oder andere Frage loszuwerden.

00:02:28: Wenn man Berufspolitikerin ist, dann stelle ich mir das sehr schwierig vor, wenn es in so einer Zeit ist, in der die Empörung oft lauter ist als eigentlich Argumente.

00:02:38: Wie gehen wir denn sinnvoll mit dieser Empörungskultur um, mit dieser Wut, die oft ganz laut ist, aber eigentlich Lösungen gar nicht so wichtig finden?

00:02:48: Ich war jetzt mal August, wie viele andere auch in der sitzungsfreien Zeit, natürlich einmal in meinem Wahlkreis unterwegs, aber auch im Urlaub.

00:02:55: Und habe in diesem Urlaub auch relativ wenig die sozialen Medien genutzt, also vor allem wenig X- und Bluesgeilen, die ganzen Kurznachrichtendienste.

00:03:03: Und ich habe dann gemerkt, dass ich hin und wieder mal doch drauf geschaut habe und dann ging gerade irgendeine Debatte total durch die Decke.

00:03:09: Und dann hat man ja so ein Gefühl von, ah, Riccada, eigentlich müsste sich da zu äußern.

00:03:13: Jetzt musste mal was dazu sagen.

00:03:15: Und ich habe mir in die Regel aufgestellt, ich warte immer zwei Tage.

00:03:18: Und wenn die Debatte dann noch irgendwie relevant ist oder irgendjemand interessiert, dann äußere ich mich dazu.

00:03:22: Wenn nicht, dann kann man es eigentlich auch lassen, weil offensichtlich war es nicht so bedeutsam.

00:03:26: Sie können sich mein X-Account anschauen in der Zeit, wo ich im Urlaub war.

00:03:29: Ich habe mich so gut wie zu nichts geäußert, weil die Debatten, die mehr als zwei Tage lang wirklich jemand interessiert waren, sehr begrenzt waren, weil wir eben so eine Tendenz haben, genau wie du es gerade angesprochen hast, eigentlich Empörungskultur.

00:03:44: durchs Dorf getrieben und am nächsten Tag schon wieder die nächste.

00:03:47: Ich finde, man muss schon erkennen, dass wir auch Politiker haben, die das sehr bewusst einsetzen.

00:03:53: Also im Moment sind viele Menschen in diesem Land frustriert.

00:03:56: Es läuft auch einiges gut.

00:03:57: Das ist mir noch mal wichtig zu sagen, wenn irgendwie eine allesweide im Sommerinterview gefragt wird, was hier in Deutschland mag und dir fällt nicht eine einzige Sache ein, dann bin ich jetzt hochnot peinlich.

00:04:06: Bei mir gibt es sehr vieles, was ich an diesem Land liebe, von dem genannten Grundgesetz über die Tatsache, dass ich anders als in den USA, wenn ich hier ins Krankenhaus gehe, wenn ich über Jahre verschulde, dass wir keine Studiengebühren haben, damit ein durchschnittliches Bildungssystem.

00:04:19: Aber es gibt natürlich gerade auch viele Menschen, die sind frustriert.

00:04:22: bezahlen kann, wenn man kein Bürgeramtstermin bekommt, junge Menschen, die sorgen, um ihre Rente und ihre Zukunft machen.

00:04:28: Und ich glaube, es gibt einige Politiker, die haben darauf eigentlich gar keine Antwort, aber sagen, ich kann die Menschen zumindest ablenken.

00:04:35: Du hast ein Problem, das will ich nicht lösen oder kann ich nicht lösen.

00:04:38: Aber schau mal hier, ein Feindbild, ein Sündenbock, eine Empörungsdebatte.

00:04:43: Und das Problem ist, das führt dazu, dass wir auf der einen Seite Debatten führen, die uns immer weiter spalten, weil es eben vor allem Sündenböcke und Feindbilder geht.

00:04:52: Und auf der anderen Seite die Debatten, die wir führen müssten, gar nicht führen.

00:04:56: Und das heißt, der Frust bleibt bei den Menschen.

00:04:58: und gleich sich steigt der Hass.

00:05:00: Und aus dieser, ich sage mal, Erpörungsscheiße, ehrlicherweise, aus der müssen wir aus meiner Sicht austreten und wirklich wieder über die Themen reden.

00:05:07: Die bringen es auch, wenn ich im Wahlkampf jetzt in Nordrhein-Westfalen im Kommunalwahlkampf unterwegs war.

00:05:12: Da wollten die Leute gar nicht den ganzen Tag mit mir über Frau Kiprusius, Gerstdorf und Regenbogenflaggen reden, sondern eigentlich über das Thema Wohnen, über das Thema Energie, über das Thema Bildung, Gesundheit und Mobilität.

00:05:22: Es ist ein Stichwort.

00:05:24: Ich gehöre zum Team Riccardo Lang, weil ich da auch nicht rausgehe.

00:05:30: Aber viele andere.

00:05:31: Deswegen werde ich gefragt, warum bist du noch drin?

00:05:36: Ist das auch eine Empörungsmaschine?

00:05:41: Welche Rolle sollte das spielen?

00:05:42: Hat es eine positive Rolle?

00:05:45: Wenig.

00:05:45: Also, es hat so gut wie gar keine diskursive Rolle mehr, muss man sagen.

00:05:49: Das finde ich wirklich schade, weil, weil es ich vor zehn Jahren, das war mittlerweile sogar ein bisschen länger angefangen habe, Twitter zu nutzen, da war das wirklich noch ein Medium, wo man mal interessante Debatte in den Kommentaren hatte, wo man neue Perspektiven mitbekommen hat.

00:06:01: OAM-IDW, wer sprachen hat, man sich dann das Argument angehört hat und sogar dann mal in den Direktnachrichten weitergeschrieben hat.

00:06:08: Ich habe so interessante Leute kennengelernt, interessante auch wirklich Weltsichtner kennengelernt und die Die Funktion ist, wenn man ehrlich ist, so gut wie komplett weggefallen.

00:06:18: Ich habe auch viel darüber nachgeacht.

00:06:20: Wir führen die Debatte auch bei uns in der Partei sehr kontrovers.

00:06:22: Sollte man da eigentlich noch sein als Politikerin?

00:06:26: Und ich kenne auch viele Menschen, auch aus meiner Bundestagsfraktion, die das nicht sind, die da ausgedrehten sind.

00:06:31: Und wenn ich nur privat unterwegs wäre, weiß ich auch nicht, ob ich noch dort wäre.

00:06:36: So richtig Lust habe ich da auch häufig nicht.

00:06:38: Aber bei mir ist es so, dass ich mich schon frage, Tendieren wir nicht gerade dazu, uns zunehmend immer mehr in bestimmte politische Blasen zurückzuziehen.

00:06:48: Und wenn ich mir die Alternativen anschaue, die es bisher gibt, zum Beispiel Blue Sky, dann fühle ich mich da wahnsinnig wohl, dann ist es da wahnsinnig nett.

00:06:55: Wenn ich ehrlich bin, aber auch, weil da zum großen Teil Menschen unterwegs sind, die eine sehr ähnliche politische Haltung haben wie ich.

00:07:01: Ich kann die natürlich mit meinen Inhalten bespaßen und die können sagen, ja, das sehe ich ganz genau so.

00:07:05: Und ich krieg dafür viele Herzen und viele Likes und viel Applaus.

00:07:09: Irgendjemand neuen überzeugt habe ich im Normalfall, aber ehrlicherweise nicht damit.

00:07:13: Und deshalb war für mich schon diese Tendenz, das Blasenbildens, dass sich in die eigene Nische zurückziehen, das dorthin zu gehen, wenn man sich wohl fühlt.

00:07:23: Die haben wir insgesamt alle zu stark.

00:07:24: Und ich glaube, gerade auf den sozialen Medien haben wir sie nicht.

00:07:27: Und deshalb war für mich klar, wenn ich... auch aus der Blase raus will, dann muss ich auch dahin, wo es weh tut, wo es mal dreckig ist, wo ich wenig Bock drauf habe.

00:07:35: Und das ist für mich die Entscheidung bei X zu bleiben.

00:07:37: Das heißt aber nicht, dass ich finde, dass wir als Politikerinnen auch insgesamt als Gesellschaft einfach hinnehmen sollten, wie es gerade läuft mit den sozialen Medien.

00:07:46: Weil ich habe lange Zeit immer so eine Theorie, ich glaube, Marina Weisband hatte das mal gesagt.

00:07:51: Vertretende Sinne von die sozialen Medien sind wie Lautsprecher, also die verstärken das, was da ist, im Positiven wem Negativen.

00:08:00: Und ich glaube das mittlerweile nicht mehr.

00:08:02: Also wenn man sich anschaut, dass soziale Medien in Händen von einzelnen Tech-Oligarchen liegen, wie es bei Elon Musk der Fall ist, die damit Geld machen wollen, wie mache ich viel Geld mit viel Werbung, wie mache ich viel Werbung mit viel Klicks, wie mache ich viele Klicks mit Empörungen, mit Angst mit allem, was möglichst schnell und möglichst hart geklickt wird.

00:08:20: Und das heißt, die sozialen Medien sind in ihrer Grundaustellung darauf ausgelegt, uns polarisierter zu machen, als wir es eigentlich sind.

00:08:27: Und das geht mir ehrlicherweise auch ganz oft so, wenn ich jetzt in den Wahlkampf fahre, dann dort vor Ort unterwegs bin, gerade kommunale Wahlen, oder wenn ich meine Mama auf der schwäbischen Alt besuche.

00:08:36: Wenn ich davor auf X bin, dann schaue ich das an, denke Gott, in welchen Land lebe ich denn?

00:08:41: Das fünft sich, wo es halt auf der einen Seite fünft sich.

00:08:43: oder auf der anderen Seite, die hassen sich, die können überhaupt nicht mehr in einer Rede, ne?

00:08:46: Und dann komme ich vor Ort an und merke, Wir haben auch da Probleme mit der Debattenkultur, aber so ist es nicht.

00:08:51: Ich lebe nicht in einem Land, wo sich die eine Hälfte, die andere Hälfte hasst.

00:08:54: Ich lebe nicht in einem Land, wo niemand mehr miteinander reden kann.

00:08:57: Das heißt, sie machen uns polarisierter, als wir es eigentlich sein müssten.

00:09:02: Und ich finde es schon.

00:09:03: Und deshalb bin ich auch immer bereit, neben X andere Alternativen auszuprobieren.

00:09:07: Ich bin da zusätzlich präsent, auch wenn sie gerade vielleicht noch etwas nischig sind, weil ich der Meinung bin, wir müssen Alternativen aufbauen.

00:09:14: Und ich weiß, dass das viele immer ein bisschen naiv finden, sagen, das wird doch eh nicht funktionieren, Frau Lang.

00:09:19: Aber am Ende ist es natürlich auch naiv, dass wir zulassen, dass die Art der öffentlichen Debatte, als ein Kernpfeiler von der demokratischen Ordnung, das das in der Hand von einzelnen Tech-Brows wie Elon Musk klickt.

00:09:30: Das heißt, man ... geht bewusst auch selbst in andere Bereiche, um Dinge auszuprobieren, um die vielleicht auch stark zu machen, gerade wenn man so, ich sag mal, reichweit und stark ist, dann ist das vielleicht ein Punkt.

00:09:42: Gleichzeitig gibt es ja aber auch die Überlegung, wie kann ich das Ganze kontrollieren?

00:09:45: Das haben wir jetzt mit DSA und mit, ich sag jetzt mal Behörden, die dann versuchen, so was irgendwie einzufangen, wo es ja auch viel Kritik dran gibt.

00:09:55: Wie viel staatliche Kontrolle können wir uns denn in so einem Feld eigentlich ... Oder sollen wir uns auch trauen?

00:10:01: Und wann fängt es auch an, schwierig zu werden für die Demokratie?

00:10:06: Ich finde, es müssen bestimmte Grenzen gezogen werden, weil es ja auch da um Meinungsfreiheit geht.

00:10:11: Also wir reden ganz viel über Meinungsfreiheit in dem Sinne von, na, wie stark wird auch reguliert, wie stark werden Dinge gelöscht auf den sozialen Medien?

00:10:20: Und dabei geht mir manchmal unter, dass wenn ich soziale Medien hab, die voll mit Hass, mit Drohungen, mit Gewalt bis Vergewaltigungsdrohungen sind, dass dann Menschen anfangen sich aus diesen sozialen Medien zurückzuziehen, dass dann Menschen anfangen sich aus der öffentlichen Debatte zurückzuziehen und dass damit auch deren Meinungsfreiheit gefährdet ist.

00:10:38: Das heißt, wir keine Debatte führen, wo alle daran beteiligt sein können, sondern ganz im Gegenteil eine sehr eingeschränkte und eine sehr particulare.

00:10:46: Und das erfinde ich, wenn wir wirklich über Formen von Hass und ich rede in dem Fall jetzt nicht über ranzig formulierte Kritik.

00:10:53: Also gerade ich bin Politikerin, ich bin nicht aus Zucker, ich glaube, das habe ich die letzten Jahre auch.

00:10:58: Ich finde, bei mir gehört es dazu, ich kritisiert werde.

00:11:01: Und die Kritik muss auch nicht höflich formuliert sein.

00:11:03: Die muss auch nicht freundlich formuliert sein.

00:11:05: Gerade wenn ich mit Leuten in Interaktion gehen will, sie vielleicht nicht in dem langen Tag mit Politik beschäftigen, gehört das dazu und kann ich das gut aushalten, dass das auch mal unfreundlich formuliert ist.

00:11:14: Sondern ich rede wirklich darüber, wo Menschen in ihre Grundwürde angegriffen werden.

00:11:18: Ich rede darüber, wo es zu Gewaltandrohungen kommt, wo es zu Bedrohungen kommt.

00:11:22: Und hier zum Beispiel im Digital Service Act Grenzen zu ziehen, finde ich sehr, sehr sinnvoll.

00:11:27: Wo ich durchaus skeptischer bin, ich weiß, dass diese Forderungen auch teilweise gibt, ist die ganze Frage von Wahrheit, Fakten, was darf eigentlich in diesem Bereich gesagt werden.

00:11:39: Auf der einen Seite haben wir wie eine Epidemie von Fake News.

00:11:42: Das ist eine Realität, also auch das sehe ich natürlich, wenn ich auf X und auch auf anderen sozialen Medien unterwegs bin.

00:11:48: Und wir müssen uns überlegen, wie wir damit umgehen.

00:11:51: Nur, ich finde, dass es hier sehr, sehr schnell, wenn ich anfange zu sagen, dass es muss staatlich kontrolliert werden.

00:11:57: Als ich muss eine Behörde aufbauen, die dann Factchecks macht oder die sagt, was davon wahr oder objektiv ist und in Zweifelsfall Dinge löschen kann.

00:12:06: Da hab ich einen Unwohlsein.

00:12:07: Also das, finde ich, ist eine Form von staatlichem Eingriff, weil das sind Fragen.

00:12:12: Es gibt ganz offensichtliche Fake News, also wo einfach Zahlen erfunden werden, die mit der Realität nichts zu tun haben.

00:12:19: Aber es gibt einen großen Spielraum.

00:12:21: Interpretation an Frage, was ist eigentlich eine Interpretation von bestimmten Daten?

00:12:26: Also manche Statistiken, das haben wir jetzt gerade wieder gesehen bei der Arbeitslosenstatistik, die veröffentlicht wurde, da kann ich sagen, wenn ich gerade vor allem Unruhe haben will, die Arbeitslosenzahlen sind hochgegangen.

00:12:36: Das ist faktisch richtig, das ist hier hochgegangen.

00:12:38: Ich kann aber auch sagen, Saisonbereinigt sind sie tatsächlich so hoch wie ungefähr in ähnlichen Jahren, in ähnlichen Jahreszeiten, das heißt, das stimmt wiederum nicht.

00:12:49: Ich kann darüber reden, dass es über Berufseinsteigerungen höher ist.

00:12:52: Das sind alles Fragen von Interpretationen, von Meinungen.

00:12:56: Und hier eine Form von Wahrheitsministerium oder Wahrheitsbehörde einzuführen.

00:13:01: Dafür bin ich zu freiheitlich drauf.

00:13:03: Das

00:13:05: wäre schwierig für eine Oppositionsfraktion.

00:13:08: Da geht es oft um Interpretation von Fakten, von denen die Regierung sagt, das ist ein großer Erfolg.

00:13:14: Die Opposition interpretiert das anders.

00:13:17: Franz Müttefering hat ja mal diesen wunderbaren Satz gesagt, Opposition ist Mist.

00:13:21: Wenn Sie das jetzt schon mal so ein bisschen erlebt haben in den letzten Monaten, ist Opposition Mist?

00:13:27: Nein, also ich bin da keine Anhängerin des Mütteferingschne-Dictums-Regierern.

00:13:31: Ich glaube, jetzt sogar ein Fokus auf Regieren ist alles so, ich weiß nicht, was das war.

00:13:35: Und dann Opposition ist Mist.

00:13:37: Also ich würde jetzt lügen, wenn ich sagen würde, dass es natürlich nicht viele Momente gibt, da sitzt man auf... Heißen Kohlen und da tut es einem auch weh zu sehen, was eine Regierung macht, weil natürlich da wurde eine Regierung gewählt, die ganz andere Inhalte hat als wir.

00:13:50: Teilweise die auch ganz andere Inhalte jetzt macht, als sie vor der Wahl versprochen hat.

00:13:54: Das ist das andere, was dazu kommt, aber natürlich die auch einfach eine andere politische Ausstellung hat.

00:13:58: Und es gibt die Momente.

00:14:00: Wenn ich jetzt gerade sehe, dass geplant ist, Strafzahlungen, also das Einkaufen von CO-Zertifikaten aus dem Ausland, weil wir zu viel ausstoßen bei Bau- und Verkehr aus dem Klimaford zu bezahlen.

00:14:12: Oder wenn ich sehe, wie Katharina Reich ja in bestimmten Stellen droht, die Erfolge von Robert Habeck bei der Neuerbahn Energien wieder zurückzudrehen.

00:14:19: Dann sitzt man da in einem Blut, das ist das Herz.

00:14:21: Man würde am liebsten sagen, wir müssen doch was dagegen tun.

00:14:24: Und wir können auch was dagegen tun.

00:14:25: Und deshalb ist es für mich auch kein Mist, weil Parteien immer eine doppelte Funktion haben.

00:14:31: Organisationsformen auch für Macht.

00:14:34: Also sie stellen Regierungen, sie stellen Bundestagsfraktionen.

00:14:37: Sie sind Teil von Mehrheiten.

00:14:39: Die formelle Form der Macht, würde ich mal sagen.

00:14:41: Und da haben wir einen Verlusterlitten.

00:14:43: Und das muss man ja nicht drum herumreden.

00:14:45: Also wir können Anträge stellen im Bundestag.

00:14:47: Ich werde das heute oder morgen im Haushaltsausschuss tun.

00:14:49: Ich kann das im Ausschuss Arbeiten und Soziales tun.

00:14:52: Die Wahrscheinlichkeit, dass ich alle Mehrheit habe und damit tatsächlich, dass ein Gesetzesform gegossen wird, ist sehr, sehr selten.

00:14:57: Aber Parteien haben auch, und auch das steht ja in unserem Grundgesetz, eine meinungsbildende Funktion.

00:15:03: Also wir sind ja nicht nur Machtapparate, sondern wir können Menschen überzeugen.

00:15:06: Wir können Mehrheiten verändern in der Gesellschaft.

00:15:09: Und das kann man durchaus auch in der Opposition tun.

00:15:12: Ich glaube auch, das bestimmte Ding ist uns das gelungen, wenn ich an die Aufklärung der Maskenaffäre von Jens Spahn denke, wenn ich jetzt an bestimmte Klimaschutzfragen denke.

00:15:21: Und ich glaube, darauf einfach zu fokussieren und vielleicht auch wieder mehr, als wir es in der Regierung getan haben.

00:15:27: Weil ich doch manchmal gemerkt habe, und ich erinnere mich da an eine eigene Runde als Bundesvorsitzende, man sitzt dann in so Räumen und schaut auf Aufumfragen, nach Umfragen, nach Umfragen.

00:15:37: Ich habe eh das Gefühl, dass diese Umfragen wusst, eine Krankheit in unserer Demokratie mittlerweile ist.

00:15:42: Also jeden Tag gefühlt drei Neue gibt.

00:15:45: Man sitzt da wie das Kaninchen vor der Schlange und sagt, oh Gott, sechzig Prozent der Leute sehen das so.

00:15:49: Zehn Migrationen nur noch als Sicherheitsrisiko, dann muss das halt so sein.

00:15:53: Statt sich mal zu fragen, naja, wenn ich jeden Abend nur Talkshows hab, wo Migrationen aus dieser Sicherheitsrisiko betrachtet wird, dass das gar nicht so überraschend ist, dass man vielleicht auch Leute überzeugen kann.

00:16:02: Das heißt nicht, dieses Zeug zu ignorieren, in so einem abgeschlossen Leuchtturm zu sitzen, aber durchaus zu verstehen, es sind Parteien nicht nur meinungsabbildende Kraft, die den Umfragen hinterherrennen sollten, sondern auch meinungsbildende Kraft.

00:16:14: Die Kraft, die Leute überzeugen können.

00:16:15: Die Kraft, die da ... Das ist ja auch so ein bisschen Mechanismen in der Politik, dass man eigentlich immer Zuversicht ausstrahlt.

00:16:33: Also Mächtige müssen eigentlich immer Zuversicht ausstrahlen.

00:16:35: Ich gewinne, ich mache das Richtige.

00:16:37: Das sind die richtigen Maßnahmen und so weiter.

00:16:39: Und dann landet man sozusagen nach einer Bundestagswahl auf dem Boden der Tatsachen.

00:16:43: Und Scheitern ist eigentlich ganz klar, dass man die Tatsache hat, dass man die Tatsache hat, dass man die Tatsache hat, schwierig in der Politik.

00:16:49: Das ist eigentlich nicht vorgesehen, weil eigentlich immer sozusagen alle vor sich her tragen.

00:16:54: Wir sind gut, wir sind zuversichtlich, wir sind die Ritim für dieses Land.

00:16:58: Und dann passt jetzt in der Realität halt doch.

00:17:00: Und wie scheitert man denn richtig, ohne daran zu zerbrechen?

00:17:05: Ja, große Frage.

00:17:06: Also einmal vielleicht nehmen wir Wir müssen neu definieren, was ist scheitern.

00:17:12: Damit meine ich nicht, dass man sich dauernd alles schön redet.

00:17:14: Dass man sich nach einem Wahlergebnis von elf Prozent hinstellt und sagt, das ist unser zweitbestes Ergebnis.

00:17:20: Wenn ich einen Kanzleramt anstrebe und bei elf Prozent lande, dann ist das ein schlechtes Ergebnis.

00:17:25: Dann bin ich an dieser Wahl gescheitert.

00:17:27: Wenn ich Bundesvorsitzende werde und dann anderthalb Jahre nach meiner Wahl zurückdrehte, nachdem man aus zwei Landtagen geflogen ist, dann ist das auch ein Scheitern.

00:17:35: Und trotzdem glaube ich, dass diese Vorstellung, wie du es grad auch ein bisschen ... Das ist in der Politik gar nicht vorgesehen.

00:17:43: Das darf es gar nicht geben.

00:17:45: Auch auch Verantwortungsübernahme verhindert.

00:17:47: Genau diesen Mechanismus des schönen Redens herbeiruft, weil man nicht einfach mal sagen kann, ja, an der Stelle bin ich gescheitert, aber ich werde was daraus lernen.

00:17:56: Ich werde es am nächsten Mal besser machen.

00:17:57: Ich werde schauen, was ich daraus auch ziehen kann.

00:18:00: Und ich glaube, wenn wir ein bisschen mehr eine Fehlerkultur entwickeln würden, auch zwischen den politischen Parteien, weil da gibt es natürlich immer viel Helme, da kann ich mich gar nicht... von frei machen, wenn an die Scheuer zurückgedreht ist, da mal so aufgehört hat, dass es die auch bei mir gab.

00:18:12: Das heißt, zum Bissen aber vielleicht sich etwas mehr auch zugestehende Fehlerkultur zu entwickeln, wo man nicht sagt, wenn jemand einmal gescheitert ist, dann war es das oder ist das das Schlimmste, was passieren kann, sondern es gehört in gewisser Weise zum politischen Leben dazu, so wie es ja auch in der Wirtschaft dazu gehört und in anderen beruflichen Bereichen, dass ich oft keine lineare Entwicklung, meine Karriere habe, sondern mal ups, mal downs, mal stolpern, mal unerwartete Erfolge.

00:18:37: haben kann.

00:18:38: Ich glaube, das Wichtigste ist zum einen Ehrlichkeit und ist zum anderen auch eine Form von Selbstreflektion.

00:18:45: Also mir geht das jetzt so mit dem, was wir in der Opposition sind.

00:18:49: Natürlich hat man schnell den Drang und ich habe gerade auch ein paar Beispiele dafür genannt, wo man sagen kann, das macht die Regierung komplett falsch.

00:18:55: Und wie gesagt, und vielen stellen mich davon auch überzeugt, gerade beim Klimaschutz, weil wir sehr, sehr unterschiedliche politische Haltung haben.

00:19:01: Und gleichzeitig haben die Leute, glaube ich, auf dieses... Fast schon, ich nenne es jetzt Spiel, weil es für die Leute oft wie so ein inszeniertes Spiel wirkt.

00:19:09: Die eine Partei ist in der Regierung, sagt, warum alles toll läuft.

00:19:13: Die andere Partei ist in der Opposition, sagt, warum alles schrecklich läuft.

00:19:16: Dann kommt eine Wahl, die beiden Parteien wechseln.

00:19:18: Die Partei, die jetzt in der Regierung ist, sagt plötzlich, warum alles toll läuft.

00:19:21: Und die Partei, die jetzt in der Opposition ist, sagt, warum alles schrecklich läuft.

00:19:25: Darauf haben die Leute ja keinen Bock mehr.

00:19:26: Davon fühlen die sich ja verarscht.

00:19:28: Und ich meine, das kann man jetzt für die neue Regierungspartei sagen.

00:19:31: Ich habe vor kurzem Video gesehen von einer Veranstaltung.

00:19:33: Ich glaube, es war ein Wirtschaftsforum, wo Friedrich Merz gesprochen hat und gesagt hat, wir dürfen unser Land ... Wir dürfen nicht immer sagen, wie schlimm es ist, sondern wir müssen auch mal wieder unsere Stärken erkennen, wo ich gedacht habe, ja, no shit, Sherlock.

00:19:46: Also, es stimmt.

00:19:48: Aber erinnere dich mal an deine Rolle von vor vier Monaten, mittlerweile sind es ja fast schon ein halbes Jahr.

00:19:53: Als der Opposition war, da wart ihr diejenigen, die auf jeder Veranstaltung gesagt haben, warum Deutschland am Ende ist und die Katastrophe und wir eine Wende in jedem Bereich brauchen.

00:20:01: Und wie gesagt, auf der anderen Seite, das finde ich, soll aber auch wir jetzt nicht uns die ganze Zeit hinstellen, Es gibt Bereiche in der Außenpolitik.

00:20:10: Da hat Friedrich Merz schneller Dritt gefunden, als es bei Olaf Scholz der Fall war.

00:20:16: Aufdritte auch das gemeinsame von den jetzt europäischen Staatschefs mit Ursula von der Leyen gemeinsam in den USA, wo er der Einzige war, der nochmal klar auf das Thema Grenzen in der Ukraine sozusagen da drauf hingewiesen hat und auch sozusagen die Verantwortung eingefordert hat.

00:20:33: Was Putin eingeht, da finde ich hat er einen guten Auftritt gemacht.

00:20:36: Und das kann ich dann auch mal zugestehen, ohne dass mir davon irgendwie einen Zacken aus der Grone fällt.

00:20:41: Ich glaube, das mehr hinzubekommen, sowohl in der Regierung nicht alles schön zu reden.

00:20:45: als auch in der Opposition nicht im Dauer Merkel-Motos zu sein.

00:20:48: Also mehr den CDU-Kanzler loben und selber auch mal eingestehen, wenn man was falsch gemacht hat.

00:20:53: Ist das

00:20:54: nett?

00:20:54: Ja, da, wo es Sinn macht.

00:20:55: Vielleicht

00:20:56: auch fack ab, Neitz.

00:20:57: Also man kennt es auch aus dem Start-Abbereich, wo man eigentlich versucht hat, fröhliche Scheiter-Partys sozusagen zu machen.

00:21:03: Braucht es die Politik vielleicht auch?

00:21:04: Ja, also ich glaube, das Eingestehen eines Fehlers, das fällt uns wahnsinnig schwer.

00:21:08: und das Spannende ist ja, Das führt nicht dazu, dass die Leute nicht checken, dass wir einen Fehler gemacht haben.

00:21:13: Wenn wir das nicht aussprechen, merkt das niemand.

00:21:17: Könnte man für die Ampel sagen, hat nicht so großartig funktioniert.

00:21:21: Auch wo wir uns die ganze Zeit gesagt haben, wir machen jetzt alles besser und freundlicher.

00:21:26: Hatten die Leute gar nicht das Gefühl, dass wir alles besser und freundlicher machen?

00:21:29: Es ist übrigens auch ein kleiner Tipp jetzt an die neue Regierung.

00:21:31: Ich musste so halbschmunzeln und halten Schmerzverzicht.

00:21:34: Das gezehrte Gesicht, als ich gesehen habe, in den Sommerferien hatte Jens Spahn irgendwie ein Interview, wo er meinte, wir müssen jetzt Teambuilding-Maßnahmen machen, um wieder näher aneinander zu rücken in der Regierung.

00:21:45: Und ich habe einen Abend der Gedacht, die ich im Kanzleramt verbracht habe, wo der Koalitionsausschuss zu einem Grillfest umgebaut wurde, damit wir näher einander rücken.

00:21:55: Christian Lindner und Robert H. Weg und ich und Glasklingweil in die Hand geschworen, dass wir jetzt besser miteinander umgehen, alles besser wird.

00:22:03: Und drei Stunden später liefen schon wieder die unter zwei Zitate raus.

00:22:07: Also Selfies lösen keine politischen Konflikte und Teambuilding-Maßnahmen können auch nicht über ungelöste politische Probleme hinwegdeuten.

00:22:15: Und das wird jetzt, glaube ich, die Frage sein für die Regierung.

00:22:18: Aber das einzugestiegen, wo man Fehler gemacht hatten, die Kritik an den Regierenden.

00:22:22: Da, wo es angebracht ist.

00:22:24: Ich habe das immer wieder gesagt.

00:22:25: Ich glaube, Friedrich Merz hat einen Wahlkampf gemacht, mit dem er sich selbst die Vertrauensbasis entzogen hat, in dem er Wände, Überwände, Überwände versprochen hat und bei der Schuldenbremse offen gelogen hat.

00:22:36: Obwohl wir mittlerweile aus dem Buch von Robin Alexander wissen, dass das gut achten, wie das möglich wäre, die Schuldenbremse zu reformieren, schon eine Woche vor der Wahl stattfand.

00:22:44: Also, dass er nicht erst danach plötzlich gemerkt hat, wie schwierig die Haushaltshälterische Lage ist.

00:22:48: So blöd ist er auch nicht.

00:22:49: Das wäre auch überraschend gewesen.

00:22:51: da ganz klar zu kritisieren.

00:22:53: Und dann finde ich auch Klartext zu sprechen, aber da, wo was gut läuft oder auch da, wo man anerkennen muss, dass die realen Verhältnisse einfach schwierig sind.

00:23:02: Also mit einem Donald Trump, der eine Zollpolitik macht, die die gesamte... Weltordnung, wie wir sie kannten, untergräbt und der droht immer mehr eigentlich eine Backyard-Politik zwischen China, Russland, USA.

00:23:15: Eins eine große Mächte und dazwischen gibt es ihre Hinterhöfe zu machen.

00:23:19: Das ist ja objektiv schwierig und das kann ich auch in der Regierung erst mal zugestehen, dass sie nicht gerade in einem einfachen Weltklimapolitik machen.

00:23:27: Ist das vielleicht ein bisschen eine Skizze für eine Berufspolitikerin, wie sie heute so sein müsste?

00:23:33: eben nicht sozusagen so eindimensional, immer nur sozusagen in eine Richtung unterwegs, sondern durchaus auch mal ein bisschen differenzierter öffentlich zu kommunizieren.

00:23:44: Das ist ja eine Debatte, die wir ganz breit haben.

00:23:46: Also was für Berufspolitiker, Berufspolitikerinnen brauchen wir eigentlich?

00:23:52: Muss man auch Berufserfahrung haben, dass ja auch immer wieder eine Debatte, die mit dir geführt wurde.

00:23:57: Was macht eigentlich heute sozusagen eine gute Mischung aus, die wir uns sozusagen im Bundestag wünschen sollen?

00:24:03: Ich glaube gar nicht, dass es das eine Bild von der perfekten Berufspolitikerin gibt, also weder im Sinne von dem, was tu ich eigentlich und welche Art von Politik mache ich.

00:24:12: Ich glaube, es ist durchaus gut, dass man die Leute hat, die gerne rausgehen, gerne vielleicht auch auf einer Bühne stehen, mit den Menschen in Kontakt treten wollen, den Dialog suchen, das Überzeugende und die großen Reden halten.

00:24:25: Und dass es die Menschen gibt, die sagen, das ist vielleicht gar nicht das, was ich mache, aber ich organisiere hier den Laden, dass das gut läuft.

00:24:32: wenn Friedrich Merz auf der Weltbühne unterwegs ist, was als Kanzler durchaus Sinn macht, bräuchte er eigentlich einen Fraktionsvorsitzenden, der die Mehrheit zu Hause sichert.

00:24:39: Das müsste vielleicht so eine Arbeitsaufteilung sein, die Sinn machen würde.

00:24:42: Und auch bei der Frage von, was bringt man an vorheriger Kenntnis, an vorheriger Erfahrung mit?

00:24:50: Die Mischung macht es.

00:24:51: Ich glaube, es bringt wenig zu sagen, das ist das Berufsbild, das man haben sollte, um Politikern zu werden.

00:24:58: Es gibt den handwerklichen Teil.

00:25:00: Und auch Max Weber beschreibt das ja, dass es sozusagen durchaus Politik auch ein Handwerk ist, das bestimmte Fähigkeiten gibt, die ich lernen muss und die ich auch innerhalb des politischen Betriebs lernen und am besten auch schon davor was mitbringe.

00:25:14: Aber wenn wir jetzt eher auf die sozusagen den beruflichen Background schauen, ich hatte ja die Debatte bei mir auch ganz viel.

00:25:19: mit einem nicht abgeschlossenen Studium, kann man da eigentlich Politikerin sein.

00:25:23: Ich glaube, es macht die Mischung aus.

00:25:25: Wir brauchen junge Menschen und da gibt es oft so ein bisschen den, ich würde sagen, schrönigeres Anspruch.

00:25:30: Also du sollst möglichst jung sein, aber eigentlich auch schon zehn Jahre Berufserfahrung und davor schon in den drei Berufen gearbeitet haben.

00:25:35: Wir brauchen aber auch die ältere Menschen, die Expertise haben und lange dabei sind.

00:25:39: Wir brauchen unterschiedliche Berufsfelder und da gibt es noch einiges nachzuholen, wenn ich auf den Bundestag schaue.

00:25:44: Wir haben wenig Menschen in der Ausbildung gemacht haben.

00:25:47: Wir haben wenig Menschen aus dem nicht akademischen Bereich.

00:25:50: Also ich glaube wirklich, dass das sagen, mehr per die Perspektiven an den Tisch zu bringen und dann aber nicht in so eine esizialistische Vorstellung zu fallen, die sprechen dann nur für ihre Gruppen.

00:26:03: Also ich habe nie was gehalten von der Vorstellung, nur Frauen können für Frauen sprechen oder sollten Frauenpolitik machen.

00:26:08: Nur Menschen mit Migrationsgeschichte können über diese Themen reden.

00:26:11: Wie gesagt, die Perspektiven sind wichtig.

00:26:13: Aber ich fand da beeindruckend eine Rede.

00:26:17: Die Wolfgang Schäuble als Alterspräsident, also wahrscheinlich sogar an seinen letzten Reden, die er im Deutschen Bundestag gehalten hat.

00:26:24: Aber noch mal daran erinnert hat, wir sind eben nie nur Vertreter für einer Gruppe und auch nie Vertreter nur von einer Partei, wenn wir im Deutschen Bundestag sitzen.

00:26:34: Wir sind auch Parteipolitiker.

00:26:35: Keine Frage.

00:26:36: Die Menschen haben Bündnis Neunzig-Grün gewählt und das absitze ich da heute.

00:26:40: Aber wir sind auch immer Vertreter der gesamten Bevölkerung und tragen Verantwortung für mehr als die Menschen, die uns gewählt haben.

00:26:46: Und das wäre vielleicht bei der Frage, was macht für mich eine gute Politikerin aus, auf der einen Seite eine klare Position zu haben.

00:26:52: Also es soll nicht darum gehen, einfach nur den Menschen Wir sind mit Max Weber nicht nur die Gesinnungsethik, sondern auch die Verantwortungsethik, dass ich Verantwortung für mehr als mich selbst und für meine Partei, sondern tatsächlich für die ganzen Bevölkerung trage.

00:27:09: Fast ein Schlusswort, aber ich hätte noch ganz viele Fragen.

00:27:12: Und vielleicht gibt es aber auch Fragen hier noch.

00:27:14: Und wir haben noch fünf Minuten.

00:27:16: Und da sollten wir jetzt auch noch ein paar Fragen zu Wort kommen lassen.

00:27:19: Nicole, gibt es vielleicht auch gleich aus dem Chat am Anfang, oder?

00:27:23: Ja, also wir hatten hier eine spannende Diskussion im Chat.

00:27:26: Und zwar gibt es einmal die Frage, wie man sich vielleicht in Zukunft am Stil, nein andersrum, wird man sich vielleicht in Zukunft am Stil der Maga-Bewegung orientieren müssen, Krawallik selbst inszenieren, Personenkult und so weiter.

00:27:38: Und daraus ergab sich so ein bisschen auch die Diskussion, wie kommen wir denn eigentlich vom Reden?

00:27:43: Ich formuliere das jetzt mal ein bisschen um.

00:27:45: Wie kommen wir denn eigentlich vom Reden ins Handeln?

00:27:47: Also wird vielleicht auch zu viel geredet und zu wenig gehandelt.

00:27:51: Vielleicht kann man es zusammenfassend einmal beantworten.

00:27:54: Ja, große Fragen.

00:27:55: Als ich glaube, es wäre jetzt ein Schocker, wenn ich sagen würde, ja, wir müssen an Tanaka orientieren.

00:27:58: Und das will ich auch nicht.

00:27:59: Also eine sozusagen fast schon sechthinhafte Orientierung in einer Person.

00:28:04: Ich weiß, vor kurzem haben wir ja noch mal so ein Treffen mit dem Ministern gesehen, wo ihr nacheinander einmal aufzählen mussten, warum Donald Trump auf jeden Fall die einzige Person ist, die geeignet ist für einen Friedensnobelpreis und das sozusagen eine Schande ist, das er noch nicht bekommen hat.

00:28:16: Man sitzt da vor und denkt, das ist wirklich eine Form von Autoritarismus, wo ich mir auch Sorgen mache, als viele Experten, die ich kenne aus den USA, sieht da viel besser aus, kennen als sich und spannenderweise von sehr weit links stehen bis sehr weit konservativ und stehen.

00:28:30: machen sich wirklich Sorgen, ob wir eigentlich in ein paar Jahren dort noch normale Malen haben werden.

00:28:35: Also mindestens mal, ob es freie Wahlen sein werden und ob Wahlen stattfinden.

00:28:40: Das heißt, daran natürlich nicht orientieren.

00:28:42: Ich glaube schon, dass wir einmal für uns Grüne schauen müssen, unsere Politikmodellen gewisserweise nochmal zu bearbeiten.

00:28:49: Wir hatten lange Zeit und wie man stand dafür, so sehr wie Robert Habeck.

00:28:53: Das hatten sie auch sehr erfolgreich gemacht, das Modell Brückenbauer würde ich mal sagen.

00:28:57: Also in alle Teil der Gesellschaft, die aus gestreckte Hand die Brücke zu bauen.

00:29:02: Und es ist auch ein sehr schöner Gedanke.

00:29:03: Wir müssen nur, glaube ich, sehen, dass mittlerweile wir doch in dem polarisierteren politischen System leben.

00:29:08: Mehr das politische System als die Bevölkerung.

00:29:10: Ich würde sagen, das ist polarisierter als die Bevölkerung ist.

00:29:13: Aber dass da an manchen Stellen auf der anderen Seite der Brücke jemand steht, der hat null Bock auf die Brücke.

00:29:18: Und der hat die Brücke eingerissen, bevor irgendjemand rübergehen konnte.

00:29:22: Und so hat sie Markus Söhne beim Dönerspieß persönlich irgendwie zerhauen.

00:29:26: Und hier glaube ich noch mal stärker zu schauen, wo es sind Bündnisse möglich.

00:29:31: Ich will nicht, dass wir zum neuen Sprengmeister werden, weil Sprengmeister hat diese Welt genug.

00:29:35: Aber wo es sind Bündnisse möglich und wo es sind aber auch Konflikte notwendig und sich die Konflikte dann auch zuzutrauen.

00:29:41: Und dabei... mehr Klartext zu sprechen, das heißt aber nicht ein populistisches, weil der Populismus beruht ja immer auf dem wir gegen sie, als ich ordne, zwei Gruppen ein, die da oben gegen das Land oder sowas.

00:29:54: Davon halte ich nicht so viel, aber durchaus sich mehr auch markante Klartext zu trauen.

00:29:59: Weil wir uns manchmal vielleicht auch verstecken hinter einem, das ist alles so kompliziert.

00:30:03: Also, es stimmt, viele Fragen sind komplizierter als die ganz einfachen schwarz-weiß Antworten.

00:30:08: Und trotzdem ist es manchmal auch ein Schutzmechanismus.

00:30:11: als Politikerin, wenn ich vielleicht über Kosten nicht sprechen will, wenn ich über Veränderungen nicht sprechen will, wenn ich über Konsequenzen nicht sprechen will, dann zu sagen, das ist alles so kompliziert, das kann man gar nicht verstehen.

00:30:20: Nee, nee, auch komplizierte Sachen kann ich in der Sprache rüberbringen, die Menschen verstehen, wenn ich will, dass sie mich verstehen.

00:30:26: Das ist, glaube ich, eigentlich der Kast ... Es wirkt aber aus der heutigen Sicht.

00:30:52: Das ist fast ruhig, weil das Umfeld drum herum, also wie er es beschreibt, ums sechzehn Uhr an Donnerstag ist beim Spiegel Redaktionsschluss und danach macht man sich halt mal ein Bier auf.

00:31:02: Ein FATS-Interview oder ein Gastbeitrag, der über Wochen hinweg die politische Debatte dominiert.

00:31:08: Das ist ja in diesem Klicksjournalismus, denn die sozialen Medien verändern ja nicht nur die sozialen Medien selbst, sondern auch den Journalismus.

00:31:14: Wer hat die nächste Nachricht?

00:31:15: Wer hat die nächste Nachricht?

00:31:16: Und zum Beispiel, wer Koalitionsausschüssen?

00:31:18: Dass davor hundert Talkshows stattfinden, was in Koalitionsausschuss passiert, dass währenddessen schon die Gänse darüber geschrieben wird, was da drin ist, dass man einfach mal wartet, bis es Einigungen gibt, die dann auch halten sollten, länger als zehn Minuten oder auch drei Stunden.

00:31:31: Das ist schon eine Art, wie wir uns politische Mechanismen antrainieren, auf die eigentlich niemand mehr Bock hat.

00:31:39: Klare Kante hat jetzt Robert Habege in seinem Abschiedsinterview auch gezeigt.

00:31:43: Würde ich mal anmerken an der Stelle, aber wir wollen gerne noch zwei Fragen vielleicht führen, wenn wir so viel Zeit haben.

00:31:48: Ja, ich finde

00:31:49: es ein bisschen schneller zu antworten.

00:31:52: Ja, ich würde interessieren.

00:31:53: Ja, ich versuch's.

00:31:54: Das Thema ist eigentlich Verantwortung, eine politische Verantwortung.

00:31:58: Was ich immer sehe ist sozusagen, was ist denn diese politische Verantwortung?

00:32:01: Ist das persönliche Verantwortung oder ist das nicht am Ende sozusagen Verantwortung gegenüber der Partei, an der man ist?

00:32:06: Und auch Verantwortung gegenüber der öffentlichen Meinung.

00:32:08: Was ich sehr oft sehe, Politiker erst mal mandat, erst mal aktiv in der Politik, viele hohe Ideale.

00:32:14: Man geht damit mit großen Erwartungen rein und man erodiert sozusagen die eigene Verantwortung zugunsten der Interessenbedienung einerseits der Partei und eben andererseits der Öffentlichkeit.

00:32:22: Wie sehen Sie das und wie empfinden Sie das im Rückblick?

00:32:25: Es ist ein Mix.

00:32:26: Also man hat die persönliche Verantwortung, ja auch eine Fahrt von Integrität, würde ich sagen.

00:32:30: Wofür stehe ich?

00:32:31: Was sind meine Ideale?

00:32:33: Man hat aber natürlich auch eine Verantwortung für eine Partei, über die man sozusagen in einen Bundestag gekommen ist.

00:32:38: Wir sind im parlamentarischen Parteiensystem.

00:32:40: Und das ist immer wieder eine Austarierend ehrlicherweise.

00:32:45: Weil ich würde mal so sagen, wenn wir nur noch Abgeordnete hätten, die sagen, was wir per Grundgesetz sind.

00:32:51: Ich nehme diesen Satz absolut.

00:32:52: Ich bin nur meinem eigenen Gewissen verantwortlich.

00:32:55: Dann hätten wir keine parlamentarischen Mehrheiten mehr.

00:32:57: Also, dass es auch Momente geben wird, wo in Koalitionen Kompromisse geschlossen werden und die einzelnen Abgeordneten sagen, dieses Gesetz als einziges alleine betrachtet.

00:33:08: Dafür würde ich eigentlich meine Hand nicht heben.

00:33:10: Davon bin ich nicht überzeugt.

00:33:11: Wir haben aber ein Kompromiss geschlossen, unsere Fraktionsspitze, unsere Parteispitze.

00:33:16: Und dadurch wird es überhaupt erst möglich, dass es einen Koalitionsvertrag gibt.

00:33:19: Wenn wir das gar nicht mehr hätten, dann hätten wir keine parlamentarischen Mehrheiten mehr und damit auch keine stabilen Regierungen.

00:33:23: Aber trotzdem ist natürlich schon die Frage, wann fange ich an, mich darin zu verlieren.

00:33:28: Und ich glaube auch, hier kann ein Punkt tatsächlich wiederum die Ehrlichkeit sein, also das auch mal aussprechen zu können, dann nicht anzufangen, mir das total schön zu reden und zu sagen, nee, nee, aber eigentlich ist das ja, wir haben ja diese kleine Verbesserung, sondern zu sagen, was wollten wir, was haben wir erreicht, was haben wir auch nicht erreicht, warum stimme ich dem zu?

00:33:46: oder warum tue ich es am Ende aber auch nicht.

00:33:49: Und ich finde fast das Gefährlichste, was ich erlebt habe, manchmal an mir selbst, im Risiko, ich hoffe, dass ich es verwunden habe, aber auch bei vielen Leuten, teilweise neuer dabei, teilweise lange dabei, ist so eine Form von Zynismus.

00:34:00: Also auch wenn wir über die öffentliche Meinung reden, gar nicht im Sinne von, die haben keine Ideale mehr, das gibt es vielleicht auch, aber das habe ich gar nicht so häufig erlebt, sondern im Sinne von, ich weiß eigentlich noch, wo es hingeht, ich habe das Ideal.

00:34:13: Aber die kommen da eh nicht mit.

00:34:14: Die kann ich eh nicht mehr überzeugen.

00:34:16: Also eigentlich so eine Resignation vor den Bürgerinnen und Bürgern.

00:34:19: Und das ist so eine ganz schlimme Krankheit, finde ich, in der Politik, die mich total wahnsinnig macht.

00:34:24: Und da muss man, glaube ich, schon auch vor sich selbst immer wieder reflektieren, warum bin ich hier hergekommen, wofür bin ich hier eingedreht und wofür bin ich in den Deutschen Bundestag gegangen?

00:34:32: und nicht das als Selbstzweck zu verstehen oder auch nicht als nur Stimpfie für die eigene Fraktion oder die eigene Partei.

00:34:38: Also ich... Das hätte jetzt auch noch Lust, zwei Stunden weiterzureden.

00:34:42: Das werden wir aber nicht tun können, weil es gibt andere Termine für alle wahrscheinlich.

00:34:47: Ich danke ganz herzlich

00:34:49: für

00:34:49: die gute halbe Stunde, die wir jetzt zusammen haben konnten.

00:34:52: Ich glaube, es gibt vieles, worüber sie es lohnt, weiter nachzudenken.

00:34:56: Und wir freuen uns auf das nächste nachgefragt.

00:34:59: Oder wir machen doch mal ein längeres Format.

00:35:10: Wir freuen uns, dass wir nächste Woche am neunten September abends eine Buchvorstellung haben mit Ansgar Baums und Thomas Range und Nicole Nehauslaug wird moderieren.

00:35:19: Hier im Basecamp geht es weiter.

00:35:20: Wer den Newsletter noch nicht hat, bitte abonnieren.

00:35:24: Jetzt schließe ich noch mal mit einem ganz herzlichen Dank.

00:35:30: allen einen guten Tag.

00:35:31: Vielen Dank.

00:35:40: Vielen Dank für Ihr Interesse und bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt.

00:35:43: Basecamp auf die Ohren, Digitales und Politik.

00:35:46: Bis dahin alles Gute und bleiben Sie mit uns verbunden.

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